Geleucht - Friemann & Wolf
Spendenaufruf
Pressemitteilung vom 27.02.2018 zur Übergabe
Glück auf zur Schicht! - Das beste Licht beschütze Dich!
Kaum einleuchtender als in dem Wahlspruch der Grubenlampenwerke Friemann & Wolf in Zwickau läßt sich erhellen, was dem Bergmann zu allen Zeiten sein Licht bedeutete. Es gelangte beim Steinkohlenbergbau wesentlich verstärkter in den Brennpunkt durch die Bedrohung ausströmender explosiver Gase, die jenes so wichtige Licht zur lebensgefährlichen Entzündung bringen konnte. Unzählige Schlagwetterexplosionen mit Hunderten Toten ließen sich hier aufzählen. Zu den schrecklichsten Grubenkatastrophen in Sachsen zählt dabei die am 1. Dezember 1879 auf dem Brückenberg-Schacht II in Zwickau, die das Leben von 89 Bergleuten auslöschte.
Sie schlug bei dem Zwickauer Mechaniker Carl Wolf den entscheidenden Funken zur Konstruktion einer gefahrlosen Grubenlampe. In Form einer Benzin-Sicherheitslampe ermöglichte sie zugleich die Bestimmung der Grubengaskonzentration über die Höhe und Farbe der Aureole, dem bläulichen Schein über der Flamme. Diese Erfindung trat binnen weniger Jahre den Siegeszug um den ganzen Erdball an und beförderte das Wirtschaftswachstum; auch das im Zwickau-Chemnitzer Gebiet, das den ausgezeichneten Weltruf Sachsens mit prägte.
Herausragende Stücke aus der Sammlung historischen Geleuchts der Firma Friemann & Wolf in Zwickau
- eine der frühesten bekannten Sicherheitslampen von Carl Wolf aus dem Jahre 1881
- die einzige bekannte Öl-Benzin-Sicherheitslampe des aussichtsreichen, aber verhinderten Konkurrenten Hugo Rabe in Zwickau, 1882
- Benzin-Sicherheitslampen aus sämtlichen verwendeten Materialien, kombiniert mit allen Formen der Magnet-, Bolzen- und Schlüsselverschlüsse sowie der durch Wolf und weitere Konstrukteure entwickelten Zündern, ausgehend vom ersten Schlagzünder Carl Wolfs 1883, über den rotierenden Schlagzünder Modell 1888, den Paraffinstreifen-Reibzünder ab 1893 bis zum Metallfunkenzünder nach 1910
- Benzin-Sicherheitslampen verschiedener, in Zwickau auch zur praktischen Prüfung gefertigter Systeme, wie nach Dahlmann von 1898 oder Wolf-Fumat um 1906 sowie eine Öl-Sicherheitslampe System Müseler um 1900
- eine Orts- bzw. Füllortlampe um 1900
- eine Benzinreflektor-Sicherheitslampe mit Aufsteckvorrichtung für Grubenlokomotiven um 1907
- eine Brunnenlampe mit Umlenk-Prismenspiegel und Runddocht mit Glühstrumpf sowie zugehörigem Schwimmer (nur hier erhalten) von 1936
- ein einmaliger Hufeisenmagnet zum Öffnen und Schließen der Magnetverschlußlampen, um 1903
- hochseltene Schlagwetter-Untersuchungslampen, so nach Patent Pieler um 1898, Chesnau um 1903 oder System Wolf-Wiede um 1912
- eine Akkumulator-Benzin-Verbundlampe als Gasanzeiger Patent Fleißner in großer und kleiner Bauart, um 1928
- seltenste Markscheiderlampen mit speziellen Linsen und Reflektoren, darunter die berühmte Markscheider-Lampe mit Brathuhn’schem Glasstab zum paralaxenfreien Ablesen der Kompaßwerte um 1909
- Geleuchte für den Export nach den Vereinigten Staaten oder der Türkei (zum Teil mit Faltenmantel) und der ausländischen Produktionsstandorte (Leeds, New York, Lüttich, Katowice, Weheditz, etc.)
- eine die Entwicklung vollständig nachvollziehbar machende Reihe der revolutionierenden, elektrischen Sicherheitslampen mit Blei- und Nickel-Cadmium-Akkumulatoren beginnend ab 1906
- das Schnittmodell der berühmten Preßluft-Akkumulator-Verbundlampe um 1935
- die einzige erhaltene, elektrische Grubenlokomotiv-Lampe mit Schutzgitter um 1935
- eine ebenfalls umfassende Reihe der angebotenen Azetylen-Lampen für Hand- und Hutbenutzung (sogenannte „Tönnchen“) in verschiedensten Ausführungen und Materialien, darunter äußerst rare Einzelstücke ab 1909
- eine Azetylen-Sicherheitslampe System Wolf-Pokorny mit dem seltenen Fillunger-Zünder; dazu eine kleine Ausführung des gleichen Systems - beide um 1910
- die Werksmuster einer sehr kleinen Azetylenlampe mit Gelenkbügelverschluß um 1909, einer Schlagwetteruntersuchungslampe mit angeschraubtem Tonverstärkungsanschluß System Wolf-Fleißner (dazu die seltene serienmäßige Ausführung der tönenden Wolf-Fleissner-Lampe in zwei Varianten um 1921/22), einer Akkumulator-Benzin-Verbundlampe in Aluminiumausführung sowie einer Nickel-Cadmium-Akkumulator-Handlampe Modell 950 mit besonderer Überdruckablaßvorrichtung am Oberteil - beide um 1935
- Speziallampen für Feuerwehr, Eisenbahn, Lagerräume, Apotheken, Nachtwächter, Luftschutz und Wohnräume bis hin zur Vorwärmung des Motorraumes von Kraftfahrzeugen
- Geleuchte, die speziellen Besitzern und Ereignissen zuzuordnen sind, wie dem Sächsischen Steinkohlensyndikat, einzelnen Werksbeamten oder den Feierlichkeiten „750 Jahre Deutscher Erzbergbau in Freiberg 1938“
- reine Gasanzeiger für Leicht- und Schwergas um 1930
- zeitgenössische Geschenkartikel der Firma sowie Zeichnungs- und wertvolles Bildmaterial, wie originale Fotografien von Ausstellungen und Verkaufsräumen in Zwickau
Spendenaufruf
Noch weist die Finanzierung der einzigartigen Geleuchtsammlung eine Lücke von EUR 14.000,- auf, die es zur dauerhaften Sicherung für die Nachwelt an öffentlichem Ort zu schließen gilt.
Wenn auch Sie einen Funken zur Erhellung eines wichtigen Kapitels sächsischer Bergbau- und Industriegeschichte anreißen wollen, freuen wir uns über jede Zuwendung unter dem Verwendungszweck Glück-auf-Spende
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Ab 25 EUR Spendeneingang erhalten Sie ein Dankesquittung, wie in der Abbildung zu sehen ist.
P R E S S E M I T T E I L U N G
Oelsnitz/Erzgeb., den 27. Februar 2018
Des Bergmanns lebensnotwendiges Arbeitsgerät leuchtet jetzt im Museum
In gemeinsamer Anstrengung konnte weltweit bedeutende Grubenlampen-Sammlung für Sachsen, das Erzgebirge und das Bergbaumuseum Oelsnitz gesichert werden.
Der Vorstandsvorsitzende der Erzgebirgssparkasse, Roland Manz, übergab zugleich als Vertreter der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit dem Vorsitzender der Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers, Heino Neuber, eine der anerkannt wertvollsten Sammlungen historischen Geleuchts von Friemann & Wolf aus Zwickau als dauerhafte Leihgabe an den Leiter des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge, Jan Färber. Mehr als 300 Objekte zeichnen die Entwicklung des einst weltgrößten und international renommierten Grubenlampenherstellers von der Erfindung der ersten brauchbaren Sicherheitslampe 1882 bis zur Enteignung 1945 nach. Zu ihnen zählen teils einmalige Stücke.
Der Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers ist im Zusammenwirken mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Erzgebirgssparkasse sowie unter bedeutender Förderung durch die Landesdirektion Sachsen (damit wird diese Maßnahme mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes), die eins energie in sachsen GmbH & Co. KG in Chemnitz, die Stadt Oelsnitz (Erzgeb.) sowie engagierter Bergkameradinnen und Bergkameraden nach intensiver Vorbereitung die Möglichkeit eröffnet worden, der Geschichte des weltbekannten Geleuchts aus Zwickau die rechte Heimstatt zu geben: im Erwerb einer der anerkannt besten Sammlungen von Geleucht der Firma Friemann & Wolf aus der Frühzeit 1882 bis zu ihrer Enteignung 1945. Die im Oelsnitzer Bergbaumuseum aufgestellte Sammlung enthält bei rund 300 Objekten viele rare, seltenste und Einzel-Stücke, Muster- und Sonderanfertigungen in außergewöhnlich gutem Zustand. Sie beinhaltet spezielle Erkundungs-, Meß- und Gasspürlampen sowie akustische Geräte, die zum Teil nur noch in dem hier vorhandenen Exemplar überliefert sind. Das Spektrum erstreckt sich vom Geleucht für den Bergbau, das mit Ausführungen für die verschiedensten Zweige der Rohstoffgewinnung den Schwerpunkt bildet, über Lampen für Behörden und Industrie bis hin zu Beleuchtung für den zivilen Sektor.
Der Vorstandsvorsitzende der Erzgebirgssparkasse, Roland Manz, betonte: „Ich bin sehr froh, dass die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Erzgebirgssparkasse einen sehr maßgeblichen Beitrag liefern konnte, die historische und bedeutsame Geleuchtsammlung der Zwickauer Firma Friemann & Wolf zu bewahren und ihr im Bergbaumuseum Oelsnitz einen würdigen und dauerhaften Platz zu geben. Damit kann eine große Lücke im Sammlungsbestand des Museums geschlossen werden. Und ich bin stolz, dass damit den Bürgern und Gästen unseres Erzgebirges einmal mehr verdeutlicht werden kann, welche Innovationskraft die heimischen Firmen hatten und haben und damit unsere Region weltweit bekannt machen.“
„Bei der Sammlung lag die einmalige Chance vor, das weltweit umkämpfte Spezialgebiet als Glanzpunkt unseres Museums und nicht zu unterschätzenden Identitätsfaktor der gesamten Region, ja Sachsens, beständig zu sichern und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Vorhaben stellt nicht nur das umfangreichste und anspruchsvollste in der Vereinsgeschichte, sondern unser Bekenntnis als Freunde und Förderer des Bergbaumuseums dar.“, stellte der Knappschaftsvorsitzende Heino Neuber heraus.
Vor dem Hintergrund der umfassenden Sanierung und Neugestaltung des Museums des Sächsischen Steinkohlenbergbaues freut sich Museumsleiter Jan Färber, eine Thematik von Weltrang zu besetzen: „Wir können ein Kleinod präsentieren, das die Bedeutung der hiesigen Steinkohlenindustrie für die Entwicklung des Bergbaues international eindrucksvoll belegt. Die Überlassung ist nicht nur Anerkennung unserer Arbeit, sondern unterstreicht den Stellenwert unseres Hauses innerhalb der sächsischen Museumslandschaft und untermauert den Anspruch im gesamtdeutschen Kontext. Gerade im Hinblick auf die Sächsische Landesausstellung 2020, in deren Rahmen wir ein Schauplatz sind, ist das eine wesentliche Bereicherung.“
Der Steinkohlenbergbau leistete für die Entwicklung Sachsens zur „Werkstatt Deutschlands“ wesentlichen Anschub. Die helle Flamme der Industrialisierung nährte man mit dem Ertrag der „Schwarzen Diamanten“, die der Dampfkraft als Motor von Fabriken und Eisenbahnen zu Antrieb verhalf. Die helle Flamme aber, die dem Bergmann das unerlässliche Licht für die harte Arbeit spendete, konnte ihm auch zur tödlichen Gefahr werden. Die aus der Kohle entweichenden, explosiblen Gase rückten das offene Geleucht wiederholt in den Brennpunkt. Die seit 1815 eingesetzten Öl-Sicherheitslampen waren keine wirkliche Lösung. Immer wieder erschütterten Schlagwetterexplosionen mit Hunderten Toten die Reviere und trugen unermessliches Leid in die Familien. Zu den schrecklichsten dieser Grubenkatastrophen zählt jene am 1. Dezember 1879 auf dem Brückenberg-Schacht II in Zwickau, die das Leben von 89 Bergleuten auslöschte. Sie schlug jedoch bei dem Zwickauer Mechaniker Carl Wolf den Funken zur Konstruktion einer gefahrlosen Grubenlampe. Diese Benzin-Sicherheitslampe bot als Vorteile helleren Brand im Vergleich zur Öllampe, sicheren Verschluß durch Magnet und innere Zündvorrichtung. Vor allem ermöglichte sie die Bestimmung der Grubengaskonzentration über die Aureole, den bläulichen Schein über der Flamme – eine Weltsensation!
Wolf war es gelungen, durch die Vereinigung von Lichtspender und Warnaggregat dem Bergmann ein lebensnotwendiges Arbeitsgerät an die Hand zu geben. In wenigen Jahren setzte der Siegeszug des Geleuchts ein – zunächst auf der Grundlage des Benzinbrands. 1903 folgte die Einführung der Rundlicht-Mannschaftsleuchte auf Basis eines Blei- und 1907 eines Nickel-Cadmium-Akkumulators. Besonders die zuletzt entwickelten Lampen waren ein Meilenstein im Ringen um die Verhinderung von Explosionen durch schlagende Wetter. Azetylenlampen revolutionierten ab 1904 die Ausleuchtung im schlagwetterfreien Bergbau, später kamen elektrische und Pressluft-Beleuchtung dazu. Vorwärtsstrebender Erfindergeist, beseelt vom Willen um die Verbesserung bestehender Verhältnisse, gepaart mit unternehmerischer Kraft und technischem wie technologischem Können, schufen ein weltumspannend wirkendes Werk. Es beförderte die Entwicklung der Wirtschaft im Zwickau-Chemnitzer Gebiet und das Wohl der Menschheit, was den ausgezeichneten Ruf Sachsens maßgeblich mit prägte und um den Erdball trug.
Die Knappschaft des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers bedankt sich bei allen Partnern, Förderern, Spender und Sponsoren. Allerdings hatten wir die Entscheidung zu treffen, ob wir die Sammlung unter allen Umständen nach Oelsnitz bringen wollten oder ob wir sie unter allen Bedenken verlieren würden. Daher besteht derzeit noch ein Fehlbetrag von 14.000,- Euro. Wir hoffen, diesen durch breite Unterstützung des Vereins auffüllen zu können. Das Kennwort lautet: „Glück-auf-Zuwendung“. Allen, die einen Funken geben können, gilt bereits jetzt unser Dank!